Inszenierungsformen bürokratischer Herrschaft im Führungsalltag
Hans J. Pongratz
ISBN 3531139908
Opladen: Westdeutscher Verlag 2003
Auf welche Weise wird die hierarchische Ordnung betrieblicher Führungsbeziehungen in den alltäglichen Interaktionen zwischen Führungskräften und Mitarbeitern wirksam?
Im Kontrast zur vorherrschenden psychologischen Führungsforschung wird dieser Frage in der „Interaktionsordnung von Personalführung“ herrschaftssoziologisch und interaktionstheoretisch mit Bezugnahme auf Max Weber und Erving Goff-man nachgegangen. In einer Reinterpretation von Webers Herrschaftsdefinition wird das ritualisierte Alternationsschema von Anordnung und Erledigung als latente Interaktionsstruktur hierarchischer Führung bestimmt.
Im Führungsalltag gerät der Verfügungsanspruch von Vorgesetzten in Widerspruch zu den Aushandlungsanliegen der Untergebenen. Im Alternationsschema ist die ungleiche Machtverteilung symbolisch repräsentiert; mit einem kulturell verankerten, nonverbalen Machtcode ist sie unabhängig von inhaltlichen Auseinandersetzungen kommunizierbar. Indem sich Vorgesetzte und Untergebene durch komplementäres Dominanz- und Fügsamkeitsgebaren die Gültigkeit hierarchischer Verfügungsrechte anzeigen, verschaffen sie sich Spielraum für kontroverse Aushandlungsoptionen. Diese theoretisch entwickelte Argumentation wird mit Fallbeispielen aus der betrieblichen Führungspraxis veranschaulicht. Im Vergleich von Schule, Militär und Betrieb werden charakteristische Varianten des Alternationsschemas herausgearbeitet.
Über Führungsforschung und Managementsoziologie hinaus leistet die Studie damit einen grundlegenden Beitrag zur Soziologie der sozialen Beziehungen. Die Interaktionsanalyse von Personalführung erschließt exemplarisch die Bedeutung der symbolischen Inszenierung von Verfügungsrechten für die Stabilisierung von Macht- und Herrschaftsbeziehungen. Werden die Machtverhältnisse vielfältiger und komplexer, wie es gegenwärtig in vielen Betrieben zu beobachten ist, dann erweisen sich die alltäglichen Inszenierungs-muster als zusätzliche Machtindikatoren, die sich im Interesse der Transparenz der Einflußstrukturen nutzen lassen.
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